Cub (2014)

Written by Kalla Malla on July 9, 2016

Nachdem "Preservation" in jüngster Zeit demonstriert hat, wie ein Backwoodslasher nicht auszusehen hat, liefert "Camp Evil" ein schönes Retro-angehauchtes Gegenbeispiel ab. Diesesmal verirren sich keine Erwachsenen im Wald, sondern einen Pfadfindergruppe bestehend aus Kindern und deren drei Betreuern. Was genau im Wald auf sie lauert, gilt es in den nächsten 80 Minuten herauszufinden...

Durch das Einbinden von Kindern sowie der ganzen Pfadfinder Sache, baut der Film recht schnell eine oldschoolige Camp-Slasher Atmosphäre her. Wer selber in jungen Lebensjahren in solchen Camps dabei war, wird sich noch recht lebhaft an Gruselgeschichten am Lagerfeuer oder stimmungsvolle Nächte unter freiem Himmel erinnern können. Und genau diese Erinnerungen fängt "Camp Evil" wirklich fantastisch ein. Gleiches gilt auch für den Wald, in welchem der Film spielt. Das Gefühl von Abgeschiedenheit funktioniert hier prächtig und Aufnahmen, wie die einer verlassenen Stadt oder einer großen, leerstehenden Fabrik, an welcher die Pfadfinder zu Beginn des Filmes vorbeifahren, tragen viel zur Stimmung bei. Auf eine zackige Hatz durch den Wald braucht man hier aber besser nicht hoffen, denn der Film nimmt sich nicht nur ausreichend Zeit für den "Vorlauf", sondern arbeitet auch mehr mit Atmosphäre als mit Blut und Krawall. Lediglich beim Showdown verlässt man die Pfade der ruhigen Inszenierung und liefert stattdessen einen recht rasanten und konsequent fiesen Höhepunkt ab. Ein paar herbe Gewaltspitzen an den richtigen Momenten sind mehr als nur passend eingestreut, aber stets als Pointierung der Geschichte zu sehen. Abzüge in der B-Note sind in meinen Augen zwei Dinge: Zum einen die Tatsache, dass das Kind, welches den Wald heimsucht, nicht nur groß und breit auf dem Cover klebt, sondern auch recht früh im Film gezeigt wird. Bei der tollen Maskerade, welche das Balg trägt, hätte man sich in den ersten 30 - 40 Minuten eher auf schemenhafte Andeutungen im Dunkeln besinnen sollen, anstatt es sofort ab Minute eins zu präsentieren. Auch die - aus Spoilergründen hier offen gelassene - Erklärung der Geschehnisse im Wald wurden lediglich kurz angerissen. Ausreichend um zu wissen um was es geht, aber gerade im Hinblick auf das, was andere Filme aus solchen Ideen gemacht haben, dann irgendwie doch zu wenig. Potential wäre da gewesen, den Film mit einer ausgearbeiteten Hintergrundstory noch etwas mehr aufzumöbeln!

Trotzdem ist "Camp Evil" ein Paradebeispiel für in einer Crowdfunding Kampagne sinnvoll investiertes Geld und ein weiterer Beweis dafür, dass Europa (in diesem Fall Belgien) in Sachen Horrorfilmüberraschungen zumindest für mich immernoch ganz weit vorne mitspielt und mit seelenlosen Hollywood Produktionen aus Übersee problemlos den Boden aufwischen kann. Wer "Camp Evil" in den Player legt, bekommt einen suspenselastigen, teils überraschend kompromisslosen Backwoodhorror präsentiert, der mit guten Kinderdarstellern, einer angenehm oldschooligen Inszenierung und mit mehr als unterhaltsamen 80 Minuten aufwarten kann!